Musikvideos ade – was von MTV Germany in Erinnerung bleibt
Veröffentlicht: Freitag, 26.12.2025 06:00

Fernsehen
Berlin (dpa) - Mit dem Aus der Musikvideos beim deutschen Ableger des Musiksenders MTV geht zum 1. Januar eine Ära der Unterhaltung zu Ende. Über Jahrzehnte drehte sich fast alles um Stars und ihre Songs - oft auch über die eigentlichen Clips hinaus. Fünf MTV-Erinnerungen:
Video-Premieren bei MTV
Exklusiv auf MTV debütieren über die Jahre immer wieder neue Musikvideos - mitunter mit mächtig Bohei und inklusive Countdown. Nicht nur internationale Stars promoten damit ihre neuen Singles, auch deutsche Künstler nutzen diese Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Die Brachial-Rocker von Rammstein etwa zeigen im August 2004 in der Sendung «MTV Select» erstmals ihren damals neuen Clip zum Song «Amerika».
Der Sender hilft mit der hohen Wiederholung von Videos, deutsche Bands international zu etablieren - damals etwa auch die Jungs von Tokio Hotel.
Den Promis ganz nah (per Telefon)
Mit «MTV Select» setzt der Deutschland-Ableger stark auf Interaktivität mit dem Publikum. Zuschauerinnen und Zuschauer können etwa per Anruf oder Mobilnachricht ihre Lieblingsmusikvideos wählen oder bei Spielen gewinnen.
Ins Studio kommen Charts-Musiker wie Jeannette Biedermann, Campino von den Toten Hosen oder Indie-Bands wie Virginia Jetzt. Feste VJs für das Format gibt es keine, zu den bekanntesten «Select»-Gesichtern gehören Mirjam Weichselbraun und Anastasia Zampounidis.
MTV als TV-Startrampe
Apropos MTV-Gesichter: Mit der Sendung «MTV Home» erscheint ab 2009 ein Moderatorenduo auf der Bildfläche, das noch heute im Fernsehen durchaus gut gebucht ist. Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf, der zuvor vom Musikkanal-Konkurrenten Viva zu MTV gewechselt war, prägen mit ihrem schnellen Schlagabtausch, Improvisationstalent und respektlosen Humor den Ton der Sendung.
Die beiden etablieren sich mit ihrem Mix aus Talk, Spiel, Blödsinn und Musik als gemeinsame Marke.
Unplugged auch mit deutschen Stars
MTV gibt Musikern immer wieder die Gelegenheit, sich ganz anders als in ihren Musikvideos zu präsentieren. Die Idee hinter der Konzertreihe «MTV Unplugged»: Gib Mega-Stars Gitarren, Klaviere und Percussion-Instrumente und zieh die Stecker. Plötzlich klingt selbst ein Rockriese wie ein sanfter Singer-Songwriter.
Nicht nur international geht das Format mit Bands wie Nirvana oder Oasis durch die Decke, auch der deutsche MTV-Ableger macht mit heimischen Künstlern Furore. So spielen etwa die Fantastischen Vier im Jahr 2000 in einer Eiszeithöhle, 2010 Sido im Berliner Märkischen Viertel. Kommerziell erfolgreich sind die zugehörigen Alben allemal.
Knet-Wrestling mit Grönemeyer und Co.
Mit «Celebrity Deathmatch» beschließt MTV in den 1990ern, Promi-Klatsch und Wrestling-Mania zusammenzubringen. In blutigen Stop-Motion-Clips prügeln sich Stars aus Musik, Film, Sport und Politik als groteske Knetfiguren bis zur Unkenntlichkeit, kommentiert wie ein ernsthaftes Sportereignis.
Die satirische Abrechnung mit Starkult und Medienhysterie macht auch vor Deutschland nicht halt. Gegeneinander an treten etwa die 90er-Late-Night-Titanen Harald Schmidt und Stefan Raab, die Deutschrock-Größen Marius Müller-Westernhagen und Herbert Grönemeyer, die Punkrocker Campino und Bela B. sowie die Techno-Ikonen Sven Väth und Westbam.





