«Lektion gelernt» - Sabalenka kürt sich zur US-Open-Siegerin

US Open - WTA-Tour
© Yuki Iwamura/AP/dpa

Tennis-Finale in New York

New York (dpa) - Mit der Champagnerflasche in der Hand stolzierte Aryna Sabalenka glücklich lachend nach ihrem zweiten US-Open-Titel von dannen. Ihren Triumph in New York am Ende ihrer zuvor titellosen Grand-Slam-Saison wollte die Nummer eins der Tennis-Weltrangliste ausgiebig genießen. Im Moment der erfolgreichen Titelverteidigung stimmte sie aber auch nachdenkliche Worte an. Sabalenka erinnerte an Lektionen aus Niederlagen und ihr Versprechen an den gestorbenen Vater.

Der Gedanke an ihren Vater gibt Sabalenka Kraft

Sein früher Tod, als sie 21 Jahre alt war, motiviert sie, den Familiennamen in der Tennis-Geschichte zu verewigen. «Ich weiß, dass er zu meiner Kraft geworden ist», sagte die 27-Jährige nach dem 6:3, 7:6 (7:3) im Endspiel gegen die amerikanische Wimbledon-Finalistin Amanda Anisimova (24). «Ich spüre seinen Schutz von oben. Das bedeutet mir sehr viel.» 

Ihre Leidenschaft zu ihrer Sportart begann einst durch ihren Vater, der mit ihr als Sechsjährige an Tennisplätzen vorbeifuhr. Ihre Zusage vor seinem Tod, zwei Grand Slams zu gewinnen, bevor sie 25 wird, konnte sie nicht ganz halten. Mittlerweile aber hat sie nach den Erfolgen bei den Australian Open 2023 und 2024 sowie den US Open 2024 nun vier der größten Triumphe. 

 

Urlaub auf Mykonos, ein Buch und mentale Reife als Schlüssel 

Sie verpasste es, ihre Sammlung vor dem finalen Grand-Slam-Event in diesem Jahr aufzustocken. Als Topgesetzte war sie im Endspiel der Australian Open, verlor aber gegen Madison Keys (USA). Sie erreichte das Endspiel der French Open, unterlag Coco Gauff (USA). Sie zog ins Wimbledon-Halbfinale ein, scheiterte an Anisimova. Sabalenka war die Nummer eins, aber siegte nicht, wenn es am meisten zählte. Den Titel in New York verdankt sie einer neuen mentalen Reife.

«Ich dachte, okay, wenn ich es ins Finale schaffe, heißt das, dass ich es gewinne. Ich hatte nicht erwartet, dass die Spielerinnen rauskommen und kämpfen würden. Ich dachte, alles würde glatt laufen», räumte die Belarussin rückblickend ein. «Diese zwei Finals, in denen ich komplett die Kontrolle über meine Emotionen verloren habe - ich wollte nicht, dass es wieder passiert.»

Ein Urlaub auf der griechischen Insel Mykonos führte zum Umdenken. Sie habe ein Buch gelesen, in dem es darum geht, die Emotionen zu beherrschen. «Ich habe mein Buch gelesen, die Aussicht genossen und dachte: Warum habe ich mich in diesen Finals von meinen Emotionen leiten lassen?», schilderte sie.

Sabalenka zeigt Reife

Auch gegen Anisimova gab es Momente, in denen die Topfavoritin hätte emotional brechen können. Als sie im ersten Satz 2:0 führte, dann in Rückstand geriet (2:3). Als sie im zweiten Satz 5:3 vorn lag, bei 5:4 einen Schmetterball verschlug, der zum Matchball geführt hätte. Als Anisimova wieder zurückkam, es 5:6 stand, das Publikum tobte. Doch Sabalenka bewahrte cool die Nerven. 

«Ich habe meine Lektion gelernt. Das Buch hat mir wirklich geholfen», sagte sie. Im Finale zweier Powerfrauen waren für Sabalenka die mentalen Aspekte entscheidend. Bemerkenswert hatte Anisimova ihre 0:6,0:6-Demütigung aus dem Wimbledon-Finale gegen die Polin Iga Swiatek weggesteckt. Die Statistik listete aber deutlich mehr einfache Fehler (29) auf als für Sabalenka (15). «Ich glaube, ich habe nicht hart genug für meine Träume gekämpft», sagte sie.

US Open verteilen Rekord-Preisgeld

Überglücklich sackte Sabalenka auf den Boden, als beim dritten Matchball ein Return der Amerikanerin im Aus landete. Tränen liefen. «Deine Leidenschaft und Entschlossenheit sind unglaublich», gratulierte Tennisikone Rod Laver.

Länger als ein Jahrzehnt, seit der Siegesserie von Serena Williams (2012-2014), hatte zuvor keine Spielerin bei den Damen ihren Erfolg direkt wiederholt. Der Scheck über 4,27 Millionen Euro (5 Millionen US-Dollar), den Sabalenka in Empfang nahm, war der bislang höchste der Grand-Slam-Historie. 

«Wegen der anderen Finals in diesem Jahr fühlt sich dieser Sieg anders an. Diesmal hatte ich das Gefühl, dass ich viele Hürden überwinden musste», sagte Sabalenka. «Ich habe ein paar Tage zum Feiern», kündigte sie bei ESPN an. Einen Schluck Champagner trank sie gleich während der Pressekonferenz.

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Aryna Sabalenka sackte nach dem Erfolg überglücklich auf den Boden.© Yuki Iwamura/AP/dpa
Aryna Sabalenka sackte nach dem Erfolg überglücklich auf den Boden.
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Amanda Anisimova kamen wie schon in Wimbledon die Tränen.© Yuki Iwamura/AP/dpa
Amanda Anisimova kamen wie schon in Wimbledon die Tränen.
© Yuki Iwamura/AP/dpa

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